Wenn man weit weg fährt von Österreich, dann beginnt man viele Dinge oft klarer zu sehen. Die beeindruckenden Weiten Argentiniens mit ihren Problemen und Krisen einerseits und die Geborgenheit Uruguays andererseits haben mir in den letzten Tagen wieder vor Augen geführt, was eigentlich wesentlich ist und was denn die in letzter Zeit oft zitierten „wichtigeren Probleme" sind, die wir eigentlich haben sollten.
Durch die vielen neuen Reiseerfahrungen und Gespräche, die ganz unterschiedliche Inhalte hatten, hat es sich mir wieder einmal ganz klar eröffnet, dass es eigentlich keine „wichtigeren Probleme" gibt. Die Wertigkeit sinkt und steigt einfach mit dem physischen oder emotionalen Abstand zur jeweiligen Sache. Global kann sich dabei nur sehr wenig als wirklich wichtig etablieren.
Zwei Werte, die sich für mich als global wesentlich herausgestellt haben sind „Vertrauen" und „Verlässlichkeit". Wenn man sich nicht auf irgendetwas verlassen kann, dann steht man bald einmal allein da und kommt nicht weiter. Das ist nicht nur ein Flug, der plötzlich und ohne ausreichende Vorankündigung auf einen anderen Flughafen verlegt wird. Das beginnt schon im alltäglichen Zusammenleben. Ohne Vertrauen wird das Leben und Wirtschaften wirklich mühsam oder gar unmöglich. Ohne Vertrauen kann kein Staat Geld drucken und verteilen. Wenn das Vertrauen in den Staat weg ist, schaffen sich Menschen eigene Vertrauensräume (Parallelwährungen, Parallelhandel, Parallelwelten) in die sie dann wiederum vertrauen können.
Ohne Vertrauen würde ich mich auch nicht in andere Länder bewegen. Liest man die Länderinformationen europäischer Außenämter, sollte man Reisen nach Südamerika eigentlich sein lassen. Man muss also wissen, wem man vertrauen kann. Ein gewisses Vertrauen in die Menschheit und in Freunde, was man auch als Offenheit bezeichnen kann, führt meist zu schönen Begegnungen und interessanten Erfahrungen. Und die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen begeistert und voll von positiven Erfahrungen zurückkehren.
Ja, und viele andere Erlebnisse, die manche dann doch als negativ einstufen würden, erhöhen bei anderen die Gelassenheit und können auch die Sicht auf die Dinge und auf die Welt verändern helfen. Und vielleicht ist es oft besser an seinem Becher Mate zu saugen, als sich über Dinge zu echauffieren, die sich sowieso nicht ändern lassen.